Die Idee:
Ein roter VW-Bulli fährt langsam durch die dunklen Straßen und wirft aus
seinem Fenster einen Lichtschein auf Häuser, Mauern und Bäume.
An einigen Stellen scheint eine Zeichnung auf, Linien und Lichtspuren
werden scharf und lassen Worte und Zeichen erkennen, dann wieder trifft das
Licht auf Untergründe weiter weg und die Spuren werden diffus und unscharf.
Dazu erklingt eine etwas schräge, dennoch eingängige Melodie und kündigt
das Graffiti-Mobil wie einen Eiswagen schon von weitem an.
Aber nicht Eis können die Bewohner der Straßen hier am „Wagen“ bestellen,
sondern eine individuelle Licht-Zeichnung (siehe unten) für ihre Umgebung – für
ihre Fassade, ihren Garten, ihr Wohnzimmer oder ihren Keller. Sie bekommen für einen
Tag oder einen Abend ein temporäres Graffiti, das sie alleine betrachten können oder
zu dem sie die Menschen aus der Umgebung einladen können.
Das Graffiti-Mobil:
Der rote VW-Bulli ist mein Transportmittel für Bilder, Materialien und Geräte, die
ich für meine künstlerische Arbeit benötige. Er ist aber auch ein Camping-Bulli
und somit von Natur aus ein mobiles Wohn- und Arbeitszimmer. Projektionen aus dem Bulli heraus
bieten sich deshalb an, weil die Projektoren auf der eingebauten Arbeitsplatte einen Standort
haben, der Platz für mehrere Projektoren bietet und der hoch genug über den anderen
Autodächern liegt, so dass parkende oder vorüberfahrende PKWs die Projektion
nicht verdecken.
Wegen seiner Größe und Farbe ist er auffällig und wird schnell wiedererkannt.
Dieses Merkmal wird durch die mobile Installation noch verstärkt, die ihn einmalig macht
und schon beim ersten Sehen zeigt, was hier zu erwarten ist.
Wie ein Eiswagen soll das Graffiti-Mobil auch schon von weitem durch eine Erkennungsmelodie
zu hören sein, die speziell für diesen Zweck geschrieben wird.
Zu Beginn der Projektphase wird es eine Werbephase geben, in der das Graffiti-Mobil durch
verschiedene Orte im Kreis Steinfurt fährt und in der die Menschen durch persönliche
Gespräche und Werbeflyer (Entwurf siehe unten) über das Angebot des Graffiti-Mobils
informiert werden.
Zusätzlich wären Anzeigen in der Presse, eine Graffiti-Mobil-Homepage und vielleicht
sogar ein kleiner Beitrag im Lokalradio RST zur Information hilfreich. Hier könnte
während des gesamten Projektzeitraumes regelmäßig darüber berichtet
werden, wo das Graffiti-Mobil gerade unterwegs ist (ähnlich wie das beim WDR Ü-Wagen
der Fall war: „Das Graffiti-Mobil fährt heute durch Rheine.“), und einige Beispiele für
bereits ausgeführte Aufträge könnten gezeigt werden.
Die bestellte Licht-Zeichnung:
Als Zeichnerin arbeite ich häufig nicht mit Bleistift oder Kohle oder anderem
greifbaren Material, sondern mit ungreifbarem Licht. In meinen Lichtinstallationen
schaffe ich an verschiedenen Orten und Gebäuden dreidimensionale Licht-Zeichnungen.
Auf dem geschwärzten Glas von Diarahmen, also auf 24 x 36 mm, zeichne ich originale
Miniatur-Handzeichnungen. Diese Zeichnungen werden dann in beliebiger Größe
projiziert und verwandeln Räume, Gänge, Häuser oder Straßen in Licht-Skulpturen.
Betrachter verwechseln auf den ersten Blick meine Licht-Zeichnungen mit einem wirklichen
Graffiti (Graffito = in die Wand eingekratzte Inschrift). Anders als dieses ist
meine „Inschrift“ jedoch nicht „in die Wand gekratzt“, sondern immer temporär.
Die Licht-Zeichnungen entstehen immer direkt vor Ort. Die zu bezeichnende Wand ist
wie das Papier, das mit Linien bedeckt wird. Das Dia ist nur das Medium, durch
das die Linie dann auf die Wand kommt. In der Zeichnung greife ich Elemente der
vorhandenen Architektur auf, gehe auf die Atmosphäre des Ortes ein
oder erzähle eine Bildergeschichte zum Wetter oder zu den Menschen, die diesen
Ort beleben. Der Ort bildet immer den Ausgangspunkt, auf den ich reagiere.
So soll es auch beim Projekt „Graffiti-Mobil“ sein: Der Kunde gibt den Ort vor, auf
den ich zeichnerisch antworte.
Die Kunden:
Angesprochen werden die Bewohner ausgewählter Orte des Kreises Steinfurt.
Einzelne Bürger, Familien oder Gruppen können das Graffiti-Mobil für eine
Licht-Zeichnung bestellen. Dies können sie entweder direkt auf der
Werbe-/Informationstour am Wagen, telefonisch bei mir oder im DA Kunsthaus,
schriftlich oder persönlich während meiner „Atelier-Büro-Zeit“ im DA.
Der Kunde bestimmt den Ort, z.B. seinen Garten, eine Hausfassade, einen
Kellergang, eine Seitengasse oder anderes. Ich entscheide dann, je nach Ort und
Arbeitsaufwand zusammen mit dem Kunden den Zeitpunkt, zu dem die Zeichnung
realisiert werden soll. Zu diesem Zeitpunkt werde ich dann vor Ort auf die Situation
reagieren. Meine Ideen, Assoziationen und Wahrnehmungen fließen in die Zeichnung
ein, so dass das Ergebnis eine Überraschung für den Betrachter wird. Der
Kunde erlebt seinen gewählten Ort neu, lebt eine kurze Zeit mit der
Licht-Zeichnung und meinen Assoziationen zu diesem Ort und zu seinem Leben und wird den Ort
anders in Erinnerung behalten als vor der zeichnerischen Intervention.
Der Kunde kann außerdem entscheiden, ob er für die Betrachtung der fertigen
Zeichnung, die für einen Abend oder einen Tag zu sehen ist, Menschen
einladen möchte. Dazu sollen Einladungs-Postkarten gedruckt werden (Entwurf siehe unten),
auf denen er Ort und Zeit eintragen kann und die er dann an die gewünschten
Besucher verteilen/ verschicken kann.
Wenn die Licht-Zeichnung für eine größere Öffentlichkeit zu sehen
sein soll, kann das Verschicken der Einladungen eventuell
vom DA-Kunsthaus übernommen werden und zusätzlich in Presse, Funk und
Homepage angekündigt werden.
So entsteht ein Austausch von Privatem und Öffentlichem, wie es die Bürger von
Tagen des offenen Denkmals oder Gartens kennen oder auch von Projekten in
Großstädten wie „Musik in den Häusern der Stadt“ bzw. „Literatur in
den Häusern der Stadt“, organisiert vom Kunstsalon Köln, oder wie
Jan Hoets „Chambre d’amis“ in Gent.
Die Dokumentation:
Dokumentiert werden alle entstandenen Licht-Zeichnungen ausführlich durch
Fotografien. Zusätzlich sollte bei der Umsetzung von ein oder zwei Aufträgen
und vielleicht für eine Werbefahrt des Graffiti-Mobils ein Kameramann dabei sein,
der den gesamten Ablauf auf einem Video festhält. (Das
könnte eventuell ein Student der FH Osnabrück übernehmen, mit der ich
gerade Absprachen für zukünftige Kooperationen treffe.)
Im Projektatelier können Abzüge der Fotografien, Beispielprojektionen und der
Film gezeigt werden. Als Abschlusspräsentation bieten sich ebenfalls der
Film, große Fotoabzüge und eine Licht-Zeichnung im DA Kunsthaus oder
auch im Außenbereich des DA Kunsthauses an. Ausgewählte Motive aus der
Foto-Reihe könnten zusätzlich als Postkartenedition gedruckt und zum
Verkauf angeboten werden.
Der Zeitrahmen:
Die Durchführung des Projektes sollte sich über
einen Zeitraum von sechs bis acht Wochen im Winterhalbjahr ziehen, dem eine
Woche vorgeschaltet ist, in der das Graffiti-Mobil jeden Abend mit Einbruch der
Dunkelheit in einem anderen Ort des Kreises Steinfurt eine Werbefahrt macht. In der
folgenden Durchführungszeit fährt das Graffiti-Mobil dann an einem festen
Tag in der Woche noch einmal durch die Orte, so kann sich das Projekt weiter
herumsprechen. Es ist dann aber auch ein Ende des Projektes abzusehen, so dass
die Kunden sich relativ zeitnah zum Mitmachen entscheiden müssen. Je nach
Resonanz werden dann an ein oder zwei Abenden/Tagen in der Woche die Aufträge
ausgeführt, so dass insgesamt 6 bis 15 Licht-Zeichnungen während
der gesamten Projektzeit entstehen. Viel mehr als 15 Licht-Zeichnungen sollte es
in diesem Rahmen nicht geben, weil diese Zeichnungen viel Konzentration erfordern, weil
die Gefahr der Wiederholung besteht, die Öffentlichkeit ermüdet und die
Zeichnungen an Wert für die Kunden verlieren.